PISTENSYSTEM


IN DER LUFTFAHRT HERRSCHT ORDNUNG

Alle Flughäfen sind in ein, den Erdball umspannendes Netz von Luftstraßen, den "Airways", eingebunden. Zweimal jährlich vergeben die Flugplankoordinatoren sogenannte „Slots“, also Zeitfenster für den Start von oder die Landung auf einem Flughafen. Die Anzahl der zu vergebenden Slots hängt von der auf einem Flughafen zur Verfügung stehenden infrastrukturellen Kapazität [Piste, Vorfeld, Terminal] ab. Die Nationalen Air Traffic Management Organisationen wie Austro Control [ACG] in Österreich führen die Flugzeuge von den Flughäfen an diese Luftstraßen heran und koordinieren den gesamten zivilen Flugverkehr in ihrer Region.

Am Flughafen Wien funktioniert das Zusammenspiel zwischen der der Flugsicherung Austro Control, den anfliegenden Fluglinien und der Flughafen Wien AG vorbildlich. Jede der drei Gruppen hat ganz spezielle Aufgaben zu erfüllen und sind gegenseitig voneinander abhängig. Wie Zahnräder in einem Getriebe: dreht sich nur ein Zahnrad etwas langsamer, oder kommt zum Stillstand, gerät der Motor ins Stottern.
Um dies zu verhindern, sind die Aufgaben klar verteilt.
Austro Control ist für die Sicherheit im österreichischen Luftraum verantwortlich. Jeder Eingriff in dieses sensible System muss wohlüberlegt sein. Ein gut organisierter Luftraum ist Vorbedingung für effizientes und kostengünstiges Arbeiten am Boden.

Die Fluglinien sind für das Flugzeug, die Crew und die Passagiere an Bord verantwortlich. Primäre Aufgabe der Flughafen Wien AG ist es, die benötigte Infrastruktur für die Abwicklung des Flugverkehrs bereitzustellen. Dazu gehören ein dem Verkehrsaufkommen entsprechendes Pistensystem und für einen reibungslosen Ablauf die benötigte Kapazität im Abfertigungsbereich und auf dem Vorfeld.

PISTENSYSTEM

Am Flughafen Wien stehen zur Abwicklung des Flugverkehrs zwei Pisten mit insgesamt vier An- und Abflugrichtungen zur Verfügung.

Die Pisten am Flughafen Wien tragen die Bezeichnungen 11, 16, 29 und 34. Mit diesen Zahlen wird die auf Nord bezogene Ausrichtung angegeben. 

Piste 11:  Achse verläuft in Richtung 110°
Piste 29:  Achse verläuft in Richtung 290°
Piste 16:  Achse verläuft in Richtung 160°
Piste 34:  Achse verläuft in Richtung 340°
 
Beispiel:  So wird mit "29" jene Piste bezeichnet, die sich in nord-westlicher Richtung erstreckt. Luftfahrzeuge, die auf dieser Piste starten oder landen, fliegen also einen Kurs von 290 Grad.


WIND BESTIMMT LANDE- UND STARTRICHTUNG

Aus welcher Richtung Flugzeuge anfliegen bzw. in welche Richtung sie starten, ist von den Windverhältnissen in Flughafennähe vorgegeben. Das Prinzip gilt seit Beginn der Luftfahrt und wurde den Vögeln abgeschaut. Aus Sicherheitsgründen muss daher gegen den Wind gestartet und gelandet werden.

PISTENVERWENDUNG

Als erstes Entscheidungskriterium werden die Windverhältnisse am Flughafen Wien für die Festlegung der benutzten Pisten herangezogen. Die Betriebspistenrichtungen werden nach Windmessern festgelegt, die im Bereich der Schwellen stationiert sind. Allein für die vier Pistenschwellen sind oft unterschiedliche Windrichtungen zu beobachten. Aus diesen Messwerten und der prognostizierten Windrichtung wird die jeweilige Betriebspistenrichtung festgelegt. Bei einer Winddrehung wird das gesamte System nicht sofort auf eine andere Piste umgelenkt, da es sonst in einem erhöhten Ausmaß zu Verzögerungen im Flugverkehr und damit auch zu wesentlich längeren Flugstrecken kommen kann. Jede Konfiguration der Pistenverwendung unterliegt einer gewissen Nachlaufzeit. Ist eine Winddrehung absehbar, wird zum Teil bereits vor dem tatsächlichen Drehen die Pistenrichtung geändert. Ist am Flughafen selbst am Boden Windstille vorherrschend, wird auch der Wind in niedrigen Höhen [ca. 1.000 m] als Entscheidungskriterium herangezogen.

KRITERIEN ZUR PISTENAUSWAHL

Grundsätzlich richtet sich die Verwendung der Pisten nach dem Wind:

Westliche Winde (sowie nördliche Winde)
Starts erfolgen destintionsabhängig in Richtung Schwechat [Piste 29] sowie in Richtung Groß-Enzersdorf [Piste 34].  Landungen werden über Kleinneusiedl [Piste 29] bzw. über Margarethen/Moos [Piste 34] in Richtung Flughafen geführt.
In der Zeit von 21h bis 07h finden bei Westwind Starts wie auch Landungen ausschließlich in Pistenrichtung 29 statt.

Windstille (unter ca. 6 Knoten Wind)
Starts erfolgen vorwiegend in Richtung Schwechat [Piste 29], destinationsabhängig auch in Richtung Margarethen/Moos [Piste 16]. Landungen werden vorwiegend über Groß-Enzersdorf [Piste 16] in Richtung Flughafen geführt, in Stoßzeiten [Landespitze] teils auch gleichzeitig über Schwechat [Piste 11]. 
In der Zeit von 21h bis 07h finden bei Windstille Starts wie auch Landungen ausschließlich in Pistenrichtung 29 statt.

Östliche Winde (sowie südliche Winde)
Starts erfolgen hauptsächlich in Richtung Margarethen/Moos [Piste 16], Landungen werden über Schwechat [Piste 11] bzw. Groß-Enzersdorf [Piste 16] in Richtung Flughafen geführt. Nur bei guter Sicht für den Tower finden zu Stoßzeiten Landungen in Pistenrichtung 16 als auch in Pistenrichtung 11 gleichzeitig statt.  
In der Zeit von 21h bis 07h werden Landungen nur zur Piste 16 geführt, Starts erfolgen je nach Windgeschwindigkeit auf Piste 29 bzw. auf Piste 11.