Mit welchen Maßnahmen und in welchen Ausmass möchte die Luftfahrtindustrie den CO2 Ausstoß reduzieren?

11.02.2020

Der Flughafen Wien nimmt das Thema Klimaschutz sehr ernst. Der Klimawandel ist jedoch ein globales Problem und kann auch nur global gelöst werden. Die CO2-Emissionen wirken rund um den Erdball.

Die Bedeutung der Luftfahrt für die weltweiten CO2-Emissionen sind sehr gering: Gerade einmal 2,7% des weltweiten CO2-Ausstoßes stammen von der Luftfahrt. In Europa sind es 0,52% und in Österreich überhaupt nur 0,16%. Die Luftfahrt ist also nur ein sehr kleiner Teil des Umweltproblems. Die meisten CO2-Emissionen entfallen auf die Industrie, der Strom- und Wärmeversorgung sowie auf andere Verkehrsträger. Trotzdem setzen Flugzeughersteller, Airlines, Flugsicherungen und Flughäfen weltweit und in Österreich zahlreiche Maßnahmen, um den von der Luftfahrt verursachten CO2-Ausstoß zu reduzieren. Sie ist die einzige globale Branche, die sich gemeinsam zu verbindlichen und international gültigen Klimaschutzprogrammen verpflichtet hat.

Das gemeinsame Handeln der Flughäfen in Europa nimmt dabei eine wichtige Rolle ein. So betreibt der europäische Luftfahrtverband Airports Council International [ACI] eine wichtige Initiative zur Reduktion der CO2-Emissionen von Flughäfen. Aktuell haben 194 Flughäfen eine Resolution unterzeichnet, mit der sie sich zur Klimaneutralität bis 2050 verpflichten. Konkret heißt das Ziel Netto-Null-Emissionen, was bedeutet, dass die CO2-Neutralität ohne Ausgleichsmaßnahmen, wie etwa dem Zukauf von Zertifikaten, erreicht wird. Das entspricht einer jährlichen Einsparung von 3,46 Mio. Tonnen CO2 bis 2050. Der Flughafen Wien hat sich dieser Resolution angeschlossen und wird dieses Ziel bereits früher erreichen.

Bis 2030 will der Flughafen Wien CO2-neutral werden, und das trotz weiteren Wachstums.

Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, wird konsequent das Umwelt-Programm der Flughafen Wien AG weiter entwickelt:

  • Einsatz CO2-freier Energieträger
  • Weitere Verbesserung der Energieeffizienz
  • Umstellung auf Elektromobilität am Vorfeld
  • Ausbau der Erdwärmenutzung für Heizung und Kühlung und des Photovoltaikeinsatzes
  • Erhöhung der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel 
  • Neues Lärmgebührenmodell, das lautere Flugzeugtypen stärker be- und leisere Flugzeugtypen entlastet
  • Umstellung der Lichtanlagen auf LED

Die Massnahmen zeigen bereits deutliche Früchte. So konnte seit 2011 der CO2 Ausstoß gemessen an den Verkehrseinheiten um rund 70% und der Energieverbrauch um 40% gesenkt werden. 

Auch die Luftfahrt hat sich strenge Ziele gesetzt. So darf sie ab 2020 nur mehr CO2-neutral wachsen. Das CORSIA Abkommen regelt verbindlich, dass die wachstumsbedingten CO2-Emissionen durch die Finanzierung von Klimaschutzprojekten kompensiert werden müssen. Die Mittel sind zweckgebunden und werden unter Aufsicht der UNO direkt in konkrete Klimaprojekte investiert. Langfristig [bis 2050] sollen die Netto-CO2-Emissionen um 50% gesenkt werden. Zum Start nehmen 80 Staaten teil, das sind ca. 80 Prozent des internationalen Luftverkehrs. Die Prognose: Von 2021 bis 2035 werden etwa 2,5 Milliarden Tonnen CO2 kompensiert werden, das entspricht ca. 3,5 Milliarden gepflanzter Bäume.

Die Luftfahrtsindustrie arbeitet kontinuierlich an der Erforschung alternativer Antriebsmittel und an der Entwicklung neuer Triebwerksarten, die weniger Treibstoff verbrauchen. Flugzeuge, die weniger Treibstoff verbrauchen, stoßen weniger CO2 aus und sind auch leiser. Jede eingesparte Tonne Kerosin entlastet die Umwelt um 3,15 Tonnen CO2. Flugzeuge der neuen Generation verbrauchen bis zu 25 Prozent weniger Kerosin und stoßen somit auch um 25 Prozent weniger CO2 aus. Sie sind auch um bis zu 60 Prozent leiser. Diese Entwicklung treiben die Airlines natürlich auch aus ureigensten Interessen der Kostenersparnis voran. Mit neuen Treibstoff- und Triebwerkstechnologien soll die Treibstoffeffizienz in den nächsten 10 Jahren um weitere 15% gesteigert werden. 1990 betrug der durchschnittliche Treibstoffverbrauch pro Passagier auf 100 Kilometer noch 6,3 Liter. Seitdem hat sich der durchschnittliche Verbrauch auf 3,55 Liter verringert. Die Austrian Airlines Langstrecken-Flotte fliegt derzeit sogar mit durchschnittlich 3,1 Liter. Durch kontinuierliche Maßnahmen wie Gewichtsreduktion, direktere Flugrouten und den Ersatz älterer Flugzeuge konnte die AUA Flotte die CO2-Emissionen seit 2005 bereits um 31 Prozent senken.

Die Flugsicherungen leisten ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur CO2-Reduktion. So wird an de Umsetzung eines "SINGLE EUROPEAN SKY" gearbeitet. Denn was am Boden mit dem Schengenraum und grenzenlosem Reisen innerhalb der europäischen Schengen-Staaten schon möglich ist, existiert in der Luft noch nicht: In Europa sind rund 61 Flugverkehrszentren für die Flugsicherheit in 28 verschiedenen nationalen Systemen zuständig. Die Folge: Es kommt zu Umwegen und selten können Flugzeuge die optimale Flugroute fliegen. Umweg bedeutet aber gleichzeitig mehr Treibstoffverbrauch und mehr CO2- Ausstoß. Die Lösung ist ein gemeinsamer europäischer Luftraum. Auf diese Weise müssten die Airlines keine Umwege fliegen und könnten bis zu 10 Prozent Treibstoff sparen. Zusätzlicher Vorteil: Es kommt zu weniger Verspätungen. Österreich hat bereits mit Slowenien, Kroatien, Serbien und Bosnien einen „Free Route Airspace“ implementiert. Allein 2018 konnten dadurch etwa 9.200 Tonnen CO2 eingespart werden.